Thomas aus D-Stuttgart schrieb am 05.02.2004 - 08:50 Uhr
Liebe Familie Käfer,
eigentlich bin ich rein zufällig auf eure Homepage gekommen und habe daraufhin unweigerlich meine Mittagspause damit verbracht, das Tagebuch zu lesen und die Bilder Ihrer Tochter anzusehen. Ihr habt diese Seite so gestaltet, daß man eure Liebe zu Kerstin selbst spürt und sich diesem Einfluß nicht entziehen kann.
Wären da nicht Kolleginnen und Kollegen um mich herum gewesen, wäre ich sicher in Tränen ausgebrochen. Auch jetzt, während ich diese Zeilen schreibe und etwas hilflos nach passenden Worten suche, geht es mir nicht viel besser.
Als Vater von einem fünfjährigen Sohn empfinde ich das tiefste Mitgefühl für euch, obgleich ich weiß, daß es euch weder trösten kann, noch Kerstin zurückbringen wird.
Euch ist das Liebste genommen worden und niemand kann euch diesen Verlust erklären, geschweige denn darüber hinweghelfen. Die Lücke, die Kerstin hinterlassen hat, wird sicher nie zu schließen sein.
Trotzdem hoffe ich, daß ihr diese schwierige Situation besteht und Motivation daraus schöpfen könnt, anderen Betroffenen zu helfen und beizustehen. Es ist wichtig, daß ihr als Familie zusammensteht und euch gegenseitig helft, das Leben ohne Kerstin zu meistern.
Es ist sicherlich nicht vergleichbar, weil eure nette, kleine Kerstin noch ein Kind war. Aber ich habe selbst erlebt, wie meine Tante, die einen Hirntumor hatte, starb. Alle, inklusive ihr selbst, wußten, daß keine Hoffnung mehr auf Heilung bestand und trotzdem war sie scheinbar stärker als alle Angehörigen und Freunde. Es ist furchtbar mit anzusehen, wie jemand immer mehr leidet und trotzdem eine Kraft entwickelt die schier unglaublich ist.
Auch eure Kerstin hatte diese Kraft entwickelt.
Obwohl ich bereits Bücher über das Jenseits und Todeserfahrungen von Überlebenden gelesen haben, kann ich mir als Atheist nur schwer vorstellen, daß jemand in der Religion Halt und Trost findet. Ich gebe offen zu, daß ich eine kalte Wut empfinde, wenn ich mir vorstelle, daß es einen Gott gäbe, der Kinder, die noch ihr ganzes Leben vor sich haben, auf diese Weise sterben läßt. Trotzdem bin ich, wie ihr selbst geschildert habt, sicher, daß auch der kleinste Strohhalm und mögen andere Menschen es für Hokuspokus halten - dazu beiträgt nicht ganz den Halt zu verlieren.
Abschließend möchte ich sagen, daß ich, wenn ich heute nachhause komme, all die kleinen Probleme mit anderen Augen betrachten werde.
Ich wünsche euch von ganzem Herzen viel Kraft und hoffe, daß ihr irgendwann Trost findet.
Viele liebe Grüße,
Thomas (39 Jahre) aus Stuttgart